Kompetente Führungskräfte sind existenziell für die digitale Transformation der Unternehmen

Welche Kompetenzen und Fähigkeiten brauchen Führungskräfte, um in der Arbeitswelt 4.0 erfolgreich zu sein und ihr Teams so zu führen, dass die Entwicklung neuer digitaler Geschäftsmodelle gelingt?

│ AUTOR:INNEN
Thomas Trabert (HHL), Caroline Große (HHL), Claudia Lehmann (HHL), Dominique René Fara (WILO SE),  Steffen Kinkel (HKA), Carla Leißing (WILO SE), Sebastian Beiner (HKA), Juliane Müller (MLU), Barbara Castrellon Gutierrez (MLU), Anne-Katrin Neyer (MLU), Jeanette Göcke (SupraTix), Tobias Göcke (SupraTix), Torsten Fischer (Kölling Glas), Johannes Durchholz (Kölling Glas), Kai Squillante (BLANC & FISCHER), Christian Bieber (BLANC & FISCHER), Jannik Wrede (Viessmann Wärme)

Die Digitalisierung schafft neue Möglichkeiten für Innovation. Diese im unternehmerischen Sinne wertschöpfend in digitale Geschäftsmodelle umzuwandeln, dafür tragen Menschen die Verantwortung.

Damit sich das jeweilige Unternehmen innovativ der digitalen Transformation stellen kann, braucht es Führungskräfte, die für ihre Teams entsprechende Rahmenbedingungen schaffen.

Führen im Zeitalter von Arbeit 4.0

Das Arbeiten verlagert sich stärker in Teamstrukturen. Dem einzelnen Mitarbeitenden kommt mehr Eigenverantwortung zu und verantwortungsvolle Aufgaben werden flexibler verteilt. Diese Verteilung orientiert sich stärker an Kompetenzen und weniger an hierarchischen Strukturen.

Das AgilHybrid Kompetenzmodell für Führungskräfte agiler Entwicklungsteams

Welche Fähigkeiten brauchen Führungskräfte, um ihr Teams zu befähigen, dass sie neue digitale Services und digitale Geschäftsmodelle auf den Weg bringen? Um diese Frage zu beantworten, haben die Projektbeteiligten von AgilHybrid Literaturrecherchen ausgewertet, Personen mit Expertise interviewt und eine CATI-Umfrage unter 200 deutschen Unternehmen analysiert.

Darauf kommt es an – ganz oben auf der Liste stehen die Kompetenzen:

  • Pioniergeist
  • Reflexionsfähigkeit
  • Offenheit für Neues

Erfolgreiche Führungskräfte „befähigen“ Mitarbeitende

Agile Führungskräfte legen den Fokus auf den Menschen. Sie setzen den Rahmen für funktionierende Arbeitsprozesse im Team und prägen das Mindset der Mitarbeitenden durch aktives Vorleben. Auf dieser Basis befähigen sie die Menschen im Unternehmen, neue digitale Geschäftsmodelle zu entwickeln.

Dafür stehen fünf Kompetenzbereiche mit unterschiedlichen Fähigkeiten im Vordergrund. Davon lassen sich fünf zentrale Leitsätze ableiten. Sie bieten Führungskräften eine Richtschnur, sie zeigen, worauf es bei ihrer Arbeit ankommt.

Leitsatz 1 | Denken Sie unternehmerisch und führen Sie Ihr Team sinnorientiert

Um die Arbeitswelt auf neue Füße zu stellen, besitzen Sie die Fähigkeit, unternehmerisch zu denken und Sie sind offen für Zufälle. Sie stehen für eine sinnorientierte und Identitätsstiftende Führung. D. h., Handlungen dürfen im Team auf ihren inneren Gehalt hin geprüft und hinterfragt werden, der Nutzen steht im Vordergrund.

Leitsatz 2 | Agieren Sie mit Experimentierfreude und bleiben Sie offen für Veränderung

Zielführend ist, wandlungsfähig zu sein, um sich schnell auf neue Gegebenheiten anpassen zu können. Dazu gehört auch ein hohes Maß an Risiko- und Experimentierbereitschaft. Veränderungen nehmen Sie wahr und verstehen Sie als Chance: Prozesse und Ideen zu verändern und zu verbessern. Das in AgilHybrid entwickelte 4-Phasenmodell bildet eine Schnittstelle zwischen den Phasen der Geschäftsmodellinnovation und den darin relevanten Kompetenzen und Methoden.

Leitsatz 3 | Leben Sie Agilität vor und reflektieren Sie fortlaufend sowohl Ihre als auch die Arbeit im Team

Für die erfolgreiche Koordination von agil arbeitenden Teams ist es wichtig, selbst agil zu sein. Agile Führungskräfte sind fähig zur Reflexion und orientieren sich an den Bedürfnissen ihrer Kunden. Sie stellen die Entwicklung neuer digitaler Geschäftsmodelle in den Fokus des Nutzens und des Mehrwerts für ihre Zielgruppen.

Lesetipp: Die Studie „Das Agilitätsparadox – agil ans Ziel“ zeigt auf, auf welche Regeln es beim agilen Arbeiten ankommt.

Leitsatz 4 | Fördern Sie die Zusammenarbeit und schätzen Sie die vielfältigen Fähigkeiten der Menschen in Ihrem Team

Für eine gute Zusammenarbeit im Unternehmen ist es erforderlich, die Mitarbeitenden zu unterstützen, ihnen gegenüber Offenheit vorzuleben und die Kompetenzen im Team als Chance und Bereicherung zu sehen und nicht als Konkurrenz. Dazu zählt auch: Verantwortung abgeben. Im Hinblick auf das Entwickeln digitaler Geschäftsmodelle braucht es Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten. Talente gilt es zu erkennen und zu trainieren.

Leitsatz 5 | Nutzen Sie digitale Techniken und Kommunikationsmethoden

Der digitale Wandel fördert dezentralisiertes Arbeiten. Das erfordert von Führungskräften die Fähigkeit, auch auf Distanz ein Team führen und mit den entsprechenden Mitteln arbeiten zu können. Unerlässlich ist daher der versierte Umgang mit digitalen Techniken und Social Media-Kommunikation.

Digitale Geschäftsmodelle:
Mit welchen Hürden kämpfen deutsche Industrieunternehmen?

8 Hürden bei der Entwicklung digitaler Geschäftsmodelle

Projektbeteiligte des Beitrags

Thomas Trabert erforscht seit zwei Jahren als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Center for Leading Innovation and Cooperation an der HHL – Leipzig Graduate School of Management die agile Entwicklung von Kompetenzen und Geschäftsmodellen im Zusammenspiel mit der Technologiegestaltung für kleine und mittelständische Unternehmen. Studiert hat Thomas Trabert Wirtschaftsingenieurwesen mit Fokus auf Produktion und Logistik. Durch unterschiedliche Positionen bei OEMs (Original Equipment Manufacturer – Erstausrüster) der Automobilindustrie beschäftigte er sich u. a. im Bereich des Innovationsmanagements mit der Integration und Planung neuer Technologien, wie bspw. kollaborierende Leichtbauroboter.

Im Projekt AgilHybrid leistet Thomas Transferarbeit und publiziert praxisnah Forschungsergebnisse zur agilen Entwicklung von Kompetenzen und digitalen Geschäftsmodellen.

Dr. Caroline Große ist als Senior Researcher am Center for Leading Innovation & Cooperation (CLIC) der HHL Leipzig Graduate School of Management tätig. Davor wirkte sie an verschiedenen Stationen im Institut für Service und Relationship Management der Universität Leipzig und dem Fraunhofer-Zentrum für Internationales Management und Wissensökonomie IMW in Leipzig. Sie promovierte an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Leipzig und absolvierte ihr Studium mit dem Fokus auf Dienstleistungs- und Marketingmanagement in Leipzig und Riesa. Ihre Forschung widmet sie dem Thema Dienstleistungsmarketing, insbesondere Dienstleistungsqualität.

Im Projekt AgilHybrid beschäftigt sich Caroline Große mit der Validierung der Methoden zur Kompetenzentwicklung und arbeitet an der wissenschaftlichen Verwertung der Projektergebnisse, um diese für ein breites Publikum zugänglich zu machen.

Prof. Dr. Claudia Lehmann leitet an der HHL Leipzig Graduate School of Management die Professur für digitale Innovation im Dienstleistungsbereich. Sie studierte an der Technischen Universität Dresden schwerpunktmäßig Luftverkehrstechnik, Technologie- und Innovationsmanagement und sammelte praktische Erfahrungen bei Lufthansa Cargo und als Beraterin. Gemeinsam mit ihrem Team und einem breiten Netzwerk von Institutionen und Experten gestaltet sie maßgeschneiderte Innovations- und Digitalisierungsstrategien.

Im Projekt AgilHybrid erforscht Claudia Lehmann Kompetenzbedarfe für die Wertschöpfung im Kontext zukünftiger digital-vernetzter Geschäftsmodelle sowie Methoden zur arbeitsintegrierten Kompetenzentwicklung.

2022-02-06T18:27:13+01:00Tags: , , |

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