Agilität und Positivität helfen, aber manchmal bleibt auch nur die Trennung, damit ein neues Geschäftsmodell nicht scheitert

Juliane Müller, Dr.in Barbara Castrellon Gutierrez und Prof.in Dr. Anne-Katrin Neyer vom Wissenschaftsteam der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg beschreiben, wie Sie als Führungskraft oder Mitarbeitende am besten mit Innovationsgegner:innen umgehen können.

Juliane Müller, Dr.in Barbara Castrellon Gutierrez und Prof.in Dr. Anne-Katrin Neyer vom Wissenschaftsteam der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg erläutern den Umgang mit Innovationsgegner:innen

Neue digitale Geschäftsmodelle zu entwickeln kann schwer und kräftezehrend sein. Oft liege das auch an Innovationsgegner:innen aus den eigenen Reihen – auch wenn sie nicht immer sofort als solche erkannt werden würden, erklärt Dr.in Barbara Castrellon Gutierrez. Dieser Widerstand sei ganz normal, führt Juliane Müller weiter aus.

„Um Kritik effektiv entgegentreten zu können, sollten Innovatoren und deren Unterstützer mit einem positiven Mindset ausgestattet sein. In der Wissenschaft reden wir von ,positivem psychologischem Kapitalʻ, das sich aus Optimismus, Resilienz, Hoffnung und Selbstwirksamkeit zusammensetzt“, erklärt Juliane Müller.

Wissenschaft identifiziert drei Typen von Gegner:innen: Verzögerer:innen, Veränderer:innen und Verhinderer:innen

Castrellon Gutierrez weist darauf hin, dass Untersuchungen und wissenschaftliche Erkenntnisse drei verschiedene Typen von Gegner:innen identifiziert haben. Das ist zum einem die Gruppe der „Verzögerer:innen“. Neben den Verzögerer:innen gibt es noch die Gruppe der Veränderer:innen und der Verhinderer:innen.

Zu den Verzögerer:innen erläutert Castrellon Gutierrez: „Das sind Personen, die grundsätzlich verstehen, dass neue Geschäftsmodelle notwendig sind. Sie empfinden sie aber auch als persönliche Bedrohung, denn sie fürchten zum Beispiel, dass ihr in jahrelanger Arbeit erworbenes Wissen und ihre Fähigkeiten an Bedeutung verlieren.“

Positivität lässt sich trainieren

„Innovator:innen brauchen eine positive Grundhaltung“, erklärt Müller. Positivität lässt sich nach Aussage von Juliane Müller auch trainieren. Damit ließen sich sogar in den Vorbehalten von Innovationsgegner:innen noch Vorteile finden. Ein weiterer wichtiger Punkt ist ein agiles Mindset. „Dieser Spirit des Ändernwollens ist für die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle so wichtig“, stellt Müller fest.

Gesonderte Ausgründung zur Entwicklung des neuen Geschäftsmodells kann eine Lösung sein

Prof.in Anne-Katrin Neyer stellt klar: „Verhinderer muss man beobachten, wenn möglich integrieren, oder – im Notfall – bremsen. … Verhinderer können auch andere mit ihrem Widerstand anstecken und damit das ganze Geschäftsmodell zum Scheitern bringen, deshalb sollte man sie im Blick behalten und frühzeitig auf sie reagieren.“

Wenn keine dieser Strategien funktionieren, bliebe nur noch die Trennung von den Gegner:innen, erklärt Castrellon Gutierrez. Das funktioniere beispielsweise durch eine gesonderte Ausgründung zur Entwicklung des neuen Geschäftsmodells.

Projektbeteiligte des Beitrags

Juliane Müller (M.Sc.) ist wissenschaftliche Projektmitarbeiterin am Lehrstuhl für Personalwirtschaft & Business Governance an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg sowie freiberufliche Gender & Change Consultant. Für die Wirtschaftspsychologin ist individuelles Arbeitsglück und Unternehmenserfolg kein Gegensatz. Veränderungen und deren Management sind ihr Lebenselixier. Daher zeigt sie (Non) Profit Organisationen, u. a. Hochschulen, wie Wellbeing – und Diversity Management zu ihrer Exzellenz beitragen. Ihr Handeln ist geprägt von der Vision einer positiven, sensiblen Arbeitskultur in der Unternehmens- und Wissenschaftslandschaft.

Im Projekt AgilHybrid erforscht die Doktorandin Gute Arbeit 4.0 als Stellschraube für einen erfolgreichen, innovativen Mittelstand. Ihr Learning: „Innovationsstärke erntet, wer in persönliche Stärke investiert – also in psychologisches und soziales Kapital“.

Dr. Barbara Castrellon Gutierrez unterstützt seit Oktober 2018 das Team des Lehrstuhls für Personalwirtschaft und Business Governance an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg MLU. Zuvor war sie an der MLU in Forschung & Lehre an den Lehrstühlen Marketing und Handel sowie Betriebliches Umweltmanagement aktiv. Zu ihren Schwerpunkten zählen Nachhaltigkeit, KMU, Innovationen & Change sowie Guter Arbeit.

Im Projekt AgilHybrid ist ihr Ziel, wissenschaftliche Inhalte praxisnah zu vermitteln. Sie ist Expertin für die Themen „rund um den Menschen“, ohne die Nachhaltigkeit aus den Augen zu verlieren.

Prof. Dr. Anne-Katrin Neyer ist Inhaberin des Lehrstuhls für Personalwirtschaft und Business Governance an der Martin-Luther Universität Halle-Wittenberg. Sie leitet dort den Master-Studiengang Human Resources Management und ist seit 2018 Mitglied des Akademischen Direktoriums am Center for Leading Innovation and Cooperation (CLIC) an der HHL-Leipzig Graduate School of Management. Anne-Katrin Neyer forscht an der Schnittstelle zwischen IT und Organisationsgestaltung zu Themen der innovativen HR Arbeit und der organisationalen Transformation. Als Mitgründerin des KI-HR Labs ist es ihr Ziel, das Thema KI und HR gemeinsam zu denken und gleichzeitig aus einer HR-Perspektive Ideen zu entwickeln, wie mehr Frauen für KI begeistert werden können.

Im Projekt AgilHybrid freut sie sich über die großen und kleinen „Wow“-Momente im Austausch an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Praxis, die neue Impulse geben für das gemeinsame Weiterdenken unserer Arbeitswelt.

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2022-02-25T18:24:31+01:00Tags: |

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