Jeannette Göcke: „Um unsere Ziele zu erreichen, brauchen wir zufriedene Kunden, daher nehmen wir die Beratung sehr ernst.“

  • Wichtig ist, das eigene Tun immer wieder zu hinterfragen
  • Den Mut haben, auch mal etwas abzubrechen und neue Wege zu gehen
  • Hinterfragen, ob der Kunde zum Unternehmen passt
  • Komplexität mitdenken: Digitalplattform der SupraTix GmbH schafft für jeden Kunden einen individuellen Zugang

Jeannette Göcke ist Gesellschafterin der SupraTix GmbH, das Unternehmen gründete sie gemeinsam mit Ehepartner Tobias Göcke

Die SupraTix GmbH ist im B2B-Bereich angesiedelt und bietet über eine Digitalplattform individuell konfigurierbare Module für Produktions- und Schulungsprozesse an. Diese Module beinhalten sowohl E-Learning-Angebote als auch umfassende Management-Systeme im Bereich Personalentwicklung und Supply-Chain.

Jeannette Göcke und Tobias Göcke gründeten die SupraTix GmbH im Jahr 2016, sind aber bereits seit 2012 unternehmerisch aktiv und auch privat ein Team. Um unabhängig zu bleiben, haben sie sich bewusst gegen externe Investor:innen entschieden und auf andere Fördermöglichkeiten gesetzt.

Die Unternehmensentwicklung der SupraTix GmbH ist eng gekoppelt an den Austausch mit ihren Kunden. Und der Erfolg gibt ihnen recht: Mittlerweile sind sie in 30 Ländern vertreten und betreuen mehr als 210 000 aktive Nutzer:innen täglich.

Tobis Göcke ist geschäftsführender Gesellschafter der SupraTix GmbH. Gemeinsam mit seiner Frau Jeannette Göcke bieten sie ein individuelles und bedürfnisgerechtes Smart Learning Ökosystem.

Im Projekt Agilhybrid führen sie den speziell für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) konzipierten Online-Workshop iCourious durch und haben den iAccelerator entwickelt.

Der iCourious ist ein unternehmensübergreifendes online Lernformat. Dort wird den Teilnehmenden ein Grundverständnis zum Thema Digitalisierung und digitalvernetzte Geschäftsmodelle vermittelt. Dazu erarbeiten sie sich in Gruppen das Thema, diskutieren Herausforderungen und skizzieren Lösungen.

Der Accelerator ist als Online-Werkzeugkasten konzipiert und unterstützt KMUs bei der konkreten Entwicklung digitaler Geschäftsmodelle.

AgilHybrid:
Die von Ihnen gegründete Plattform der SupraTix GmbH ist ein digitales Geschäftsmodell. Was genau leistet die Plattform?

Jeannette Göcke:
Mit der SupraWorx Plattform bieten wir eine hybride Arbeitsplatzlösung an. Hierbei bekommt der Kunde
eine Installation der Plattform – diese funktioniert wie ein Betriebsystem mit verschiedenen Apps und einen offenen und globalen Marktplatz für digitale Produkte aber auch Güter. So kann die komplette Supply Chain digital abgebildet werden. Da wir vom Smart Learning Thema kommend die Lösung entwickelt haben, können so aus den Prozessdaten und Algorithmen zum Beispiel individuelle Kompetenzanforderungen bestimmt und automatisiert Lernpfade dargestellt werden.

Hier kann als Beispiel der Marktführer für Systemhygiene in Österreich genannt werden. Sie nutzen die Plattform für das zentrale Wissensmanagement über alle Kunden hinweg und eröffnen so neue Absatzmärkte für sich.

Ein anderer Kunde aus dem Maschinenbau nutzt die Plattform für die eigene Kundenbetreuung. Da sie eine Vielzahl von Kunden haben, ist es für sie sehr wichtig, eine effektive Betreuung zu bieten und niemand außen vor zu lassen.

Unsere Plattform ist für Sie ein geeignetes Werkzeug, um ihre Kunden zentral auf einen Blick zu haben und deren Angelegenheiten schnell und effizient zu lösen.

Tobias Göcke:
Unser Angebot ist sehr vielseitig. Der individuelle Zugang ist daher wichtig, denn jedes Unternehmen hat unterschiedliche Bedürfnisse und der Digitalisierungsgrad variiert zuweilen auch. Insgesamt beinhaltet die SupraTix-Plattform mittlerweile über 5000 Produkte.

Ein wichtiger Punkt ist, dass wir fortlaufend damit beschäftigt sind, neue Installationen und Services auf Anregung und Wunsch unserer Kunden zu entwickeln. Wir erfinden uns damit auch immer wieder neu und hinterfragen regelmäßig, ob wir auf dem richtigen Weg sind. Das spiegelt sich dann im Angebot der Plattform wieder.

Dabei verzetteln wir uns aber nicht, da als eine Voraussetzung für die Auftragsannahme immer eine Möglichkeit der Standardisierung und skalierbare Bereitstellung des Services im gesamten SupraTix Ökosystem gegeben sein muss, damit wir das Projekt mit dem Kunden starten.

AgilHybrid:
Was sind Ihrer Meinung nach die größten Herausforderungen für Start-ups im Bereich neuer digitaler Geschäftsmodelle oder für Anbieter:innen neuer digitaler Services und Dienstleistungen? Sie haben sich bewusst gegen externe Investor:innen entschieden. Was raten Sie Menschen, die überlegen zu gründen und nicht auf externe Geldgeber: innen bauen möchten?

Tobias Göcke:
Die Finanzierung spielt hier sicher eine große Rolle. Zu Beginn der Unternehmensgründung waren wir noch daran interessiert, externe Investor:innen zu gewinnen. Aber unser Konzept wurden von Finanzgebern meist nicht verstanden, obwohl wir bereits Kunden hatten. Gestartet sind wir dann mit Starterprogrammen. Das war ein Zeitraum von zwei Jahren.

Wenn Gründer:innen nicht auf externe Geldgeber bauen möchten, können wir das Exist-Stipendium sehr empfehlen. Ansonsten gibt es zahlreiche bundeslandspezifische Stipendien. Wir empfehlen da einfach mal selber zu recherchieren.

Jeannette Göcke:
Das ist auch super, dass es solche Starterprogramme gibt. Denn nicht immer gibt es Familien im Hintergrund, die hier Starthilfe leisten können. Wir haben uns dann aber im Laufe der Zeit von der Idee externer Investor:innen verabschiedet.

Gerade in den neuen Bundesländern fehlt verfügbares Stammkapital. Wir haben uns das von null startend erarbeit. Sind dadurch aber langfristig frei und können die Projekte machen, die uns Spaß bereiten und zu unserer DNA bei SupraTix passen. Das hat den einfachen Grund, dass wir ein Unternehmen aufbauen möchten, das uns gehört.

Die SupraTix DNA ist: Das Etablieren einer nachhaltigen Welt durch Chancengleichheit, Vielfalt, Toleranz, Förderung, Kooperation und das Bilden einer weltweiten Community des Wissens und Lernens – dem Momentum von Innovation, Wissenschaft, Wohlstand und Frieden.

Wir haben schon auch viele Jahre auf vieles verzichtet, unsere Kraft und Energie in die Firma investiert. Und eine Gewähr auf Erfolg gibt es nun mal nicht, das muss jedem klar sein. Mit dieser Frage sollten sich Gründungswillige nach Möglichkeit früh beschäftigen. Trotz der Schnelligkeit durch die Digitalisierung braucht es einen langen Atem. Es dauert alles viel länger als geplant und gedacht.

AgilHybrid:
Was sind Ihre zentralen Learnings aus der zurückliegenden Zeit?

Jeannette Göcke:
Es kommen immer wieder Unternehmen mit Projektideen auf uns zu. Das hat uns immer gleich begeistert und wir haben dann gedacht, in drei bis vier Monaten gehen wir damit an den Start.

Dann hat sich aber oft gezeigt, dass es meist einen deutlich längeren Zeitrahmen braucht, bis Projekte dann tatsächlich anlaufen.

Daher ist es wichtig, auch bei den tollsten Projektaussichten einen kühlen Kopf zu bewahren und trotzdem voll in die Problemidentifikation, Ideenfindung und Validierung einzusteigen.

Tobias Göcke:
Entscheidend ist aus meiner Sicht, den Erfolg von Projekten und Produkten zu seiner Grundanforderung zu machen und die Kunden dahingehend auch zu beraten. Bei Digitalisierungsprojekten zählt somit nicht das „Wir bauen eine App“-Prinzip sondern der Erfolg und der Nutzen für die Endnutzer und die Organisation muss im Mittelpunkt stehen.

Wir wollen unseren Kunden die beste Lösung anbieten, da ist es essenziell, ihre Zielgruppe und deren Probleme genau zu kennen.

Wenn wir zum Beispiel eine Plattform für Schüler entwickeln, achten wir natürlich darauf, das Nutzerinterface auch für Schüler so anzupassen, dass sie sie auch gut bedienen können

AgilHybrid:
Sie arbeiten sehr nah am Kunden, indem sie individuelle Lösungen anbieten. Im Projekt AgilHybrid läuft das auch unter dem Stichwort „kundenzentriertes Arbeiten“. Wie läuft das bei der SupraTix GmbH?

Tobias Göcke:
Um erfolgreich digitale Services zu entwickeln, benötigen wir die Rückmeldung unserer Kunden. Sie geben uns wichtige Impulse für die weitere Geschäftsentwicklung.

Deshalb stehen wir auch im regelmäßigen Austausch mit unseren Kunden und Partnern  über einen online Partner Summit und freuen uns auch über konstruktive Kritik. Denn Kunden werden unsere Partner – wir sind gemeinsam erfolgreicher – dafür steht das SupraTix Ökosystem.

Für uns ist fast jedes Entwicklungsprojekt auch ein Personalentwicklungsprogramm für das Projektteam.

Jeannette Göcke:
Wichtig ist auch, gewissermaßen eine kritische Masse an Anfragen abzuwarten, den richtigen Moment, um in die Entwicklung eines neuen Moduls zu investieren.

AgilHybrid:
Sie ziehen auch privat an einem Strang. Welche Vorteile hat es aus Ihrer Sicht, gemeinsam zu arbeiten?

Jeannette Göcke:
Ich denke, der größte Vorteil für uns ist, dass unsere Kommunikation sehr direkt und ehrlich ist. Wir können uns immer ins Gesicht sagen, was uns gerade auf dem Herzen liegt. Das ist heutzutage nicht selbstverständlich und darum schätzen wir es umso mehr. Befindlichkeiten und Machtkämpfe dulden wir bei SupraTix nicht – was zählt ist Leistung und eine menschliche und wertschätzende Zusammenarbeit. Auch wenn der Ton mal etwas rauer wird, wissen wir, dass es nie persönlich gemeint ist.

AgilHybrid:
Wie vermeiden Sie es, dass die Arbeit und das Unternehmen ständig Thema ist oder ist das sogar ein Vorteil, auch Zuhause noch direkt im Austausch bleiben zu können?

Tobias Göcke:
Wir haben keine klaren Regeln, die uns sagen, wann wir über Arbeit reden können und wann nicht. Manchmal ist es auch notwendig, abends noch über das Geschäft zu reden. Da wir uns aber sehr gut kennen, können wir es einschätzen, wann unser Gegenüber eine Pause braucht.

AgilHybrid:
Haben Sie vielen Dank für das Interview und den Einblick in Ihre gemeinsame Unternehmenspraxis.

Projektbeteiligte des Beitrags

Jeannette Göcke ist Gesellschafterin der SupraTix GmbH, ein Unternehmen mit Sitz in Dresden und verantwortet als Projektmanagerin den iCourious. SupraTix entwickelt digitale Ökosysteme, bietet individuelle und bedürfnisgerechte Blended-Learning Plattformen, in deren Zentrum eine intelligente und integrierte Cloud Software mit hoher Bedienerfreundlichkeit steht. Der B2B-Marktplatz vereint multimediale Inhalte, KI, IoT, Cloud-Computing und unterstützt das anwendungsbezogene Lernen und Lehren auch direkt am Arbeitsplatz und in den Arbeitsprozessen unternehmensübergreifend.

Im Projekt AgilHybrid unterstützt Frau Göcke mittelständische Unternehmen bei der Entwicklung digitaler Geschäftsmodelle mit dem Angebot des Onlineformates iCourious und iAccelerator.

Tobias Göcke ist geschäftsführender Gesellschafter der SupraTix GmbH, ein Unternehmen mit Sitz in Dresden. SupraTix entwickelt digitale Ökosysteme, bietet individuelle und bedürfnisgerechte Blended-Learning Plattformen, in deren Zentrum eine intelligente und integrierte Cloud Software mit hoher Bedienerfreundlichkeit steht. Der B2B-Marktplatz vereint multimediale Inhalte, KI, IoT, Cloud-Computing und unterstützt das anwendungsbezogene Lernen und Lehren auch direkt am Arbeitsplatz und in den Arbeitsprozessen unternehmensübergreifend.

Im Projekt AgilHybrid unterstützt Herr Göcke mittelständische Unternehmen bei der Entwicklung digitaler Geschäftsmodelle mit dem Angebot des Onlineformates iCourious und iAccelerator.

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2022-03-04T09:44:05+01:00Tags: |

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